Es mag schon etwas Wahres dran sein an der Erkenntnis, dass das Alter nichts für Feiglinge sei, wie es der verstorbene Joachim Fuchsberger in seinem Buch einst auf seine typisch charmante Art zum Ausdruck brachte. Und im Verlauf eines Gespräches mit älteren Menschen kommt auch immer wieder die Angst zum Vorschein, die täglichen Anforderungen für ein selbstbestimmtes Leben in häuslicher Umgebung nicht mehr bewältigen zu können.
Bücken, strecken und womöglich noch auf eine Leiter steigen: Vielen Senioren geht das nicht mehr so leicht von der Hand und wenn man es doch versucht, sind häufig Unfälle und Missgeschicke die Folge. Auch im Dunkeln vom Bett zur Toilette tapsen muss nicht unbedingt sein, wie der kürzliche Besuch einer Musterwohnung eindrucksvoll verdeutlichte, den der OSR in seiner Sommerpause bei der Beratungsstelle „ Alter + Technik“ des LRA Schwarzwald - Baar in Schwenningen zur Information und fachspezifischer Vertiefung des AK „Wohnen im Alter“ nutzen konnte.
Dass gerade das Badezimmer im Rahmen einer barrierefreien Wohnraumgestaltung in Focus steht, sollte heutzutage keine absolut neue Erkenntnis mehr sein und die Vorzüge einer optimalen Kundenberatung durch den seniorenfreundlichen Handwerkerservice 60 + einer breiteren Öffentlichkeit bekannt sein. Zur Qualität eines seniorengerechten Bades gehören neben standardisierten Kriterien wie bodenebene und geräumige Duschen und Fliesen mit einer entsprechenden Rauhheitsklasse auch ausreichend waagerechte und senkrecht angeordnete Haltegriffe bzw. Stangen, sowie feste oder mobile Sitzgelegenheiten mit auf richtiger Höhe angebrachten Spiegeln. Modernste Nassspültechnik und deutlich erhöhte Sitzposition der Sanitäreinrichtungen beeindruckten ebenso wie die Vielfalt von mobilen Haltern, die das Aussteigen aus der Badewanne in Verbindung mit rutschfesten Matten wieder auf sichere Art ermöglichen sollten.
Im Wohn- u. Schlafbereich erstaunte uns der grosse Einzug integrierter Antriebstechnik in Sitzmöbel und Betten. Unsere beiden Probanden fanden grossen Gefallen an einem Sessel mit Neigungshilfe zum besseren Aufstehen aus dem Sitz, sowie an einem Sitz - Aufsteh- u. Pflegebett, das sich auch seitwärts drehen lässt und es so einer bewegungseingeschränkten Person ermöglicht, selbstständig aufzustehen, oder sich selbst vom, oder auf den Rollstuhl, umzusetzen.
Die Vorführung eines elektrischen Rettungsstuhles, mit dessen Hilfe eine gestürzte Person wieder in normale Sitzposition gebracht werden kann beeindruckte ebenso, wobei in diesem Fall jedoch eine weitere Person zur Unterstützung und zum Handling und Bedienen des für solche Situationen konzipierten Gerätes erforderlich ist.
Hilfreich, vor allem wenn es um den Schutz vor Stürzen geht, kann auch ein Bewegungsmelder am Bett sein, über den sich das Licht in der Wohnung automatisch einschaltet wenn man nachts aufsteht und z.B. zur Toilette muss, wobei auch beleuchtete Türschwellen in der Dunkelheit die Stolpergefahr ebenfalls massiv reduzieren können.
Besonders angetan im Verlauf der eineinhalbstündigen Führung waren wir von den vielen kleinen und größeren Alltagshelfern wie Lupen und Vergrösserungstableaus zum Lesen ganzer Zeitungsseiten, oder dem Bügelautomat „Safety Lift“, der kleine Abstandshalter ausfährt wenn der Griff losgelassen wird.
Wer nur noch in einer der beiden Hände Kraft hat, aber dennoch Wurst, Käse oder Brot schneiden möchte, für den bieten sich etwa spezielle Schneidebretter mit Klemmvorrichtung an. Weitere nützliche Hilfen wie
Greifzangen, Dosenöffner mit Zugring, praktische Schlüsseldreh-Hilfen usw. bis hin zu spez. Tellern und Trinkbechern, Stühle mit Drehteller bis hin zu höhenverstellbaren Spülbecken und Backöfen gaben einen tiefen Einblick in den Umfang der Möglichkeiten zur Gestaltung einer altersgerechten Kücheneinrichtung.
Den Abschluss des interessant gestalteten Rundganges war den modernen Kommunikations- und Sicherheits-Systemen vorbehalten wie zum Beispiel einer Türsprechanlage mit Fingerprint und Video. Ein Hauszugangssystem, das Sicherheit und Komfort bietet. Den Schlüssel zu vergessen ist dabei nicht mehr möglich und durch die Videoüberwachung kann zusätzlich erkannt werden, wer vor der Tür steht.
Besonders praktisch sind auch Universalfernbedienungen, mit denen man mehrere Geräte steuern kann wie elektrisch betriebene Rollläden, Türen und Fenster, wobei auf eine übersichtliche und einfache Gestaltung mit grossen und gut fühlbaren Bedientasten zu achten ist.
Mit einem herzlichen Dank an Frau Porsch für die informative und kurzweilige Führung verabschiedeten wir uns mit der Erkenntnis, dass Alter und Technik eine hoffnungsfrohe Symbiose eingehen können, die
zur Erhaltung der Lebensqualität im Verlauf des Älterwerdens einen grossen Beitrag zu leisten im Stande ist. Die Einrichtung einer ähnlichen Musterausstellung im LK Konstanz, die wir dem Kreisseniorenrat
empfehlen, wäre nicht nur für betroffene Personen eine gute Sache, sondern wäre darüber hinaus eine wichtige und hilfreiche Orientierung für Architekten und Handwerker sowie für Pflegepersonal und Quartiersmanager.
Weitere Informationen und Bezugsquellen für Interessierte sind Sanitätshäuser, der Elektrofachhandel, Anbieter von Orthopädiegeräten und Fachgeschäfte für Optik und Akustik sowie auch Wohlfahrtsverbände und das Internet.
Text: Herbert Trautwein
Bilder: Franz Mayer
Die Musterwohnung BEATE befindet sich in
78054 VS-Schwenningen
Erzbergerstrasse 28
in der Gewerbeschule im UG
Anmeldung erforderlich !!!
Landratsamt Schwarzwald-Baar-Kreis
Beratungsstelle "Alter+Technik"
Am Hoptbühl 2
78048 Villingen-Schwenningen
Tel. 07721 913 7135